Walter Rehfeldt: Bilder vom Kriege in Deutsch-Ostafrika
Arne Schöfert

Diese Kunstmappe steht auch schon lange auf meiner Vorstellungsliste. Nun kann sie bearbeitet werden. Rehfeldt war ein Teilnehmer des Krieges in Deutsch-Ostafrika und hat seine Eindrücke in farbenfrohen Aquarellen festgehalten. Viele davon sind offenbar in ägyptischer Gefangenschaft entstanden. Die Bilder enden chronologisch im Sommer 1917. Ob Rehfeldt tatsächlich dann in Gefangenschaft geriet, bleibt unerwähnt. Ebenso unklar ist, ob er erst in Ägypten mit der Malerei anfing und sich auf eigene Skizzen oder nur auf Erinnerungen stützte. Bereits 1920 wurde die Kunstmappe beim Verlag Charles Fuchs veröffentlicht.

Beigelegt wurde ein Heftchen mit Erläuterungen und Hintergründen zu den Darstellungen.

In dem Vorwort von General von Lettow-Vorbeck heißt es:

Kaum einem Afrikaner gibt es, den nicht wenigstens von Zeit zu Zeit das Heimweh packt nach dem freien Leben in Busch und Steppe, nach dem jungfräulichem, erst halb erforschten Lande, nach dem endlosen Raum, wo jeder sich ausbreiten kann, als ob es keine Grenzen gäbe. Selbständigkeit und Freiheit – welcher Zauber für den Mann, der auf eigene Kraft vertraut! Bleibt uns vom Leibe mit Kommunismus und anderen modernen Giftpflanzen!
Vom Morgen bis zum Abend blauer Himmel, lachende Sonne, Wärme! Gewiß, mittags und besonders längst der Küste, ist es recht drückend; aber wie prachtvoll sind die Vormittags- und Abendstunden in der reinen Luft der Hochsteppe!
Dieses Zauberland haben wir durchstreift vom Kilimandscharo zum Sambesi, vom Indischen Ozean bis in den Kongo und nach Rhodesien hinein; hier haben wir den Krieg geführt. Ein tropisches Wallensteinertum, das doch nicht verrohte!
Manche gute Zeichnung, manches Momentbild suchte die Eindrücke festzuhalten, und wir Afrikaner sind dankbar für jedes dieser Bilder, das alte Erinnerungen wachruft. Aber dem Nichtafrikaner sagen diese Bilder meist wenig; sie geben Einzelheiten, aber es fehlt das gesamte Milieu.
Wie wurde ich durch die anliegenden Skizzen überrascht! Der Verfasser hat den Feldzug bei der Schutztruppe mitgemacht und gut beobachtet. Ich empfand sogleich: Diese Bilder füllen eine Lücke aus. Mag sein, daß vom rein künstlerischen Standpunkt aus an Komposition und Einzelheiten der Maler manches zu bemerken hat, - Kunstwerke sind Rehfeldts Aquarelle trotzdem. Sie geben viel mehr als Momentbilder: Der Künstler hat mit offenem Auge, warmem Herzen und ausgesprochenem Sinn für das Charakterische Land und Leute von Ostafrika erfaßt und weißes und schwarzes Soldatenleben zu gestalten verstanden. Malerisch windet sich die lange Kolonne, die „Safari“, durch Busch und Steppe, über Tal und Hügel; impulsiv wie in der Wirklichkeit sehen wir unsere braven Askari aus dem Busch zu überraschendem Sturm auftauchen; scharf späht der Posten in die endlose Einsamkeit, Sorglos dehnt sich Weiß und Schwarz im Lager, alle Mühen sind vergessen, die Kochtöpfe brodeln, die Mahlmörser stampfen, die Karten werden gebogen – just wie zur Landsknechtzeit!
All das hat Rehfeldt in jahrelanger ägyptischer Gefangenschaft innerlich noch einmal durchlebt, sorgfältig gestaltet, und uns so ein eigenartiges Kunstwerk mitgebracht, das den mancherlei Schilderungen unseres ostafrikanischen Kriegslebens erst Licht und Farbe verleiht.
Wer draußen im Felde stand und die Bilder sieht, muß sagen: „Ja, so ist es gewesen!“

 

Die Originale sind tatsächlich mehrfach auf asymmetrischem Papier, die Scans sind nicht verzerrt. Hier alle 30 Aquarelle:

Titelliste:

1.  Askari
2.  Askari beim Kartenspiel
3.  Poscho-Ausgabe
4.  Besuch im Lager
5.  Ngoma
6.  Im Gefecht
7.  Nach dem Gefecht
8.  Patrouille in der Ugogo-Steppe
9.  Patrouille im Dorf
10. Sprengpatrouille am Kilimandscharo
11. 6-cm-Geschütz im Gefecht bei Tschunjo
12. 6-cm-Geschütz im Gefecht am Rufidji
13. 10,5-cm-Haubitze im Ruhe-Lager
14. 10,5-cm-„Königsberg“-Geschütz geht in Stellung
15. Reiter-Patrouille in der Steppe bei Burungi
16. Im Marsch
17. Träger
18. Kommando-Lager von Kondoa-Irangi
19. Unterstand am Mgeta
20. Etappenmagazin
21. Ochsenwagen in Irangi
22. Mafiome-Weiber bei der Mehlbereitung
23. Übergang über den Wami
24. Überfall auf südafrikanische Reiter in Uluguru
25. Am Luwegu
26. Aufstieg auf einen Tafelberg am Luwegu
27. Marsch zur Abteilung Tafel zum Rovuma
28. Soldatengrab
29. Hilfskriegerposten in der Süd-Massaisteppe
30. Aus dem Gefecht bei Kwembe

 

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